FAQ

Wichtige Fragen und Antworten rund um den Berufseinstieg.

Bewerbungsprozess

  • Wann soll ich mich für meine erste Stelle bewerben?

    Je konkreter der Stellenwunsch desto früher sollte die Bewerbung angegangen werden. Es empfiehlt sich auf jeden Fall sich ein Jahr vor Stellenantritt zu bewerben, vor allem, wenn du die Sicherheit haben möchtest, nach dem Studium direkt eine Arbeitsstelle zu haben.

  • Wie finde ich Stellen, auf die ich mich bewerben kann?

    Die wenigsten Stellen in der Medizin (auf Assistenzarztebene) werden ausgeschrieben. Die überwiegende Mehrheit der Bewerbungen sind Blindbewerbungen. Am besten ist es, erstmal zu definieren, in welchem Fach du arbeiten möchtest und dann via Wahlstudienjahrsstelle, sowie Erfahrungen anderer Assistenzärzt*innen und beispielsweise der Plattform Medicus zu entscheiden, welche Kliniken für deine Bewerbung in Frage kommen.

  • Blindbewerbung vs. Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle: Welche Unterschiede gilt es zu beachten?

    Der grösste Unterschied besteht darin, dass du dich bei einer Bewerbung auf eine ausgeschriebene Stelle direkt auf das Inserat beziehen kannst. Hier lohnt es sich, das Inserat genau zu lesen und das Motivationsschreiben entsprechend zu formulieren. Bei einer Blindbewerbung ist es von Vorteil, einleitend zu erklären, warum du dich bewirbst, respektive warum du in genau dieser Klinik arbeiten möchtest. Beispielsweise: «Kollege XX hat mir die Stelle empfohlen» oder «Ich habe über ihre Klinik schon viel positives gehört» oder aber du kannst Bezug nehmen auf ein Praktikum oder eine Wahlstudienjahrsstell, welche du an der entsprechenden Klinik absolviert hast.

  • An wen adressiere ich meine Bewerbung?

    Meistens ist der Adressat der*die Klinikleiter*in oder Chefarzt*ärztin. Es lohnt sich aber beispielsweise im Sekretariat telefonisch nachzufragen, an wen du die Unterlagen schicken solltest.

  • Was sollte in meinem CV enthalten sein?
    • Foto in guter Qualität, übersichtliche Darstellung
    • Ausbildungsstand
    • Arbeitserfahrung/Wahlstudienjahr
    • besuchte Weiterbildungen/Zertifikate/Kurse
    • Sprachkenntnisse
    • besonderes Engagement in Projekten
    • spezifische Interessen evtl. Hobbies

Bewerbungsgespräch

Praktika im Wahlstudienjahr

  • Wie wichtig ist es ein Praktikum in der Klinik zu machen, in der ich als Assistenzärzt*in anfangen möchte?

    Um eine Stelle zu bekommen, die begehrt ist, kann es wichtig sein ein solches Praktikum zu absolvieren. Es ist aber keine zwingende Voraussetzung. Der Vorteil an einem Praktikum im entsprechenden Bereich ist einerseits, dass du dir selbst schon ein detailliertes Bild machen und dir überlegen kannst, ob du wirklich in dieser Klinik arbeiten möchtest. Zudem kann es von Vorteil sein, wenn die Leute dich schon kennenlernen können und wissen, worauf sie sich einlassen. Während dem Praktikum kannst du zudem bereits dein Interesse an einer Anstellung kundtun.

  • Wie wichtig sind Praktika und Rotationen ausserhalb des Fachgebiets, das ich anstreben möchte?

    Sie sind wichtig, um wirklich entscheiden zu können, was du machen möchtest. Sie geben dir ein breites Spektrum an Einblicken und Erfahrung. Zudem erlernst du klinisches Arbeiten in den meisten Praktika, unabhängig von der Fachrichtung. Grundsätzlich ist es wertvoll in verschiedenen Fachrichtungen gearbeitet zu haben. Es verbessert das Verständnis für etliche Abläufe in einem Spital.

Arbeitsvertrag

  • Worauf muss ich beim Vertrag achten?
    • Anzahl Wochenstunden
    • Weiterbildungstage
    • Lohn (Stufe)
    • Anzahl Ferientag
    • Überzeitregelung
    • Gesamtarbeitsvertrag
  • Wo finde ich die rechtlichen Informationen zu meiner Anstellung im Spital?

    Jedes Spital hat seine eigenen Verträge. Etliche Spitäler haben einen Gesamtarbeitsvertrag, den du online findest oder der dir direkt mit dem eigenen Arbeitsvertrag zugeschickt wird. In den verschiedenen Kantonen gibt es offizielle Lohntabellen. Diese findet man beispielsweise auf der Homepage der verschiedenen, kantonalen vsao Sektionen.

  • Wie weiss ich, dass ich den korrekten Lohn erhalte?

    Für Assistenzärzt*innen gibt es Lohntabellen, welche sich nach den Erfahrungsjahren richten. Entsprechend ist das Gehalt auf dieser Stufe für alle dasselbe, somit gibt es auch keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Auf Oberarzt Ebene kann sich das aber ändern. Hier ist die Transparenz meist weniger gegeben. Die Einreihung erfolgt aber meist nach definierten Lohnbänder mit einer Unter- und Obergrenze. Es lohnt sich, diese Spannbreite zu kennen und vor dem Bewerbungsgespräch bei Kollegen/innen nachzufragen, wie viel sie verdienen.

Die erste Stelle

  • Ich möchte an einer Universitätsklinik beginnen, was sind die Vor- und Nachteile im Vergleich zum Start in einem kleineren Spital?

    Kleinere Spitäler haben in der Regel ein anderes, insgesamt weniger komplexes, Patientengut sowie Krankheitsspektrum als grosse, universitäre Spitäler. Sie sind oft einfacher organisiert, haben direktere Kommunikationswege (Beispielsweise wenn es um Konsilien oder Zusammenarbeit mit Spezialdisziplinen geht) und sind weniger anonym. Am Anfang der beruflichen Karriere kann das ein klarer Vorteil sein, weil es einfacher ist, sich in einem kleineren Spital zurechtzufinden. Gleichzeitig ist die Betreuung und Supervision zu Randzeiten und insbesondere in der Nacht oft weniger intensiv als an einem grossen Spital. Das Universitätsspital bringt den Vorteil mit sich, dass die Forschung einen hohen Stellenwert einnimmt und die Möglichkeit besteht sich wissenschaftlich einzubringen und weiterzubilden. Des Weiteren finden sich manche Spezialgebiete (wie beispielsweise Neurochirurgie) nur an grossen Spitälern. Auch das operative Eingriffsspektrum ist an einem grossen Spital breiter als an einem kleinen. Diese Überlegung ist insbesondere in den chirurgischen Fächern für den OP-Katalog wichtig. Hier kann beispielsweise der Start an einer nicht-universitären A-Klinik eine gute Wahl sein.

  • Was sind die Vor- und Nachteile zwischen einer Anstellung an einem privaten und an einem öffentlichen Spital?

    Die Anstellungsbedingungen wie auch der Lohn können variieren. Egal ob Privat oder Öffentlich: vergiss nicht zu prüfen, welcher Kategorie ein Spital oder eine Klinik angehört, sowie ob es vom SIWF als Weiterbildungsstätte anerkannt ist.

  • Welche Vor- und Nachteile bringt es, wenn ich in der Forschung statt in der klinischen Tätigkeit beginnen möchte?

    Wenn du bereits weisst, dass du Forschung betreiben möchtest, ist es von Vorteil bereits so in das Berufsleben einzusteigen und dir gleich von Beginn an das entsprechende «Know How» anzueignen. Oft fällt es zu einem späteren Zeitpunkt auch etwas schwerer, sich mit dem vergleichsweise niedrigeren Lohn zu arrangieren.

    Die Verantwortung in der Forschung ist anders als im klinischen Alltag und es besteht oft kein direkter Patientenkontakt, was Vor- und Nachteil sein kann. Die Arbeitszeiten sind oftmals geregelter und es gibt keine fixen Dienste. Dennoch  kann es insbesondere auch im Labor vorkommen, dass man auch an Wochenenden oder zu Randzeiten arbeiten muss.

  • Gibt es eine Möglichkeit, wie ich mein Interesse an der Forschung mit meiner Assistenzzeit in der Klinik kombinieren kann?

    An der ersten Stelle kann es schwierig sein diesen Spagat zu bewerkstelligen, weil die ersten 1-2 Assistenzjahre in der Klinik meist enorm fordernd und zeitintensiv sind. Grundsätzlich empfiehlt es sich eine Stelle in einem Spital zu suchen, in welchem die Forschung einen wichtigen Stellenwert hat. Zudem empfiehlt es sich bereits bei der Bewerbung deine Interessen offen darzulegen. Bei vielen Arbeitsstellen besteht die Möglichkeit Forschungsrotationen einzuplanen oder zumindest Forschungstage zu erhalten, die das wissenschaftliche Arbeiten neben der Klinik erleichtern.

  • Das bleibende Gefühl der Überforderung nach Stellenantritt – Was ist normal? Wann und wie muss ich mir Hilfe holen?

    Das Gefühl der Überforderung am Anfang ist normal und gehört dazu. Das Studium bereitet einen nicht besonders gut auf den Alltag im Spital vor. Entsprechend ist vieles neu und gewöhnungsbedürftig. Du wirst dich mit der Zeit zurechtfinden, die Abläufe kennenlernen und effizienter arbeiten können. Wenn du das Gefühl hast, dass sich auch nach mehreren Wochen an deinem Gefühl nichts ändert, dann such unbedingt das Gespräch mit deinen Arbeitskolleg*innen, deinem Oberarzt oder deiner Mentorin. Gemeinsam könnt ihr rausfinden, was dir Entlastung bringen würde. Als externe Beratungsstelle können wir dir ReMed empfehlen.

  • Gibt es weitere Tipps und Tricks für die erste Arbeitsstelle?

    Führe persönliche Prioritäten- und Checklisten, damit du dich nicht verzettelst

    Gib dir selbst klare Tagesstrukturen und Abläufe

    Führe ein Notizbuch mit den wichtigen Telefonnummern und notiere dir die Therapieschemata, die du häufig brauchst

    Halte die wichtigen Apps und Nachschlagewerke immer griffbereit auf dem Handy. Diese wären beispielsweise Compendium, uptodate, medcalc, INFECTbyAnresis, etc.

    Mittagessen und Pausen einbauen, gerade wenn es stressig ist

  • Wie werde ich als Assistenzärzt*in supervidiert und betreut?

    Die Supervision und Betreuung werden von Spital zu Spital sehr unterschiedlich gehandhabt. In der Regel gibt es einen Oberarzt oder eine Oberärztin, der*die dir direkt vorgesetzt ist. Mit dieser Person klärst du die täglich anfallenden Fragen und besprichst sowohl nach der Visite als auch bei Neueintritten die Patient*innen. Mittlerweile haben viele Kliniken zusätzlich ein Mentoring System: dein*e Mentor*in ist dann jeweils deine Ansprechperson für Fragen ausserhalb des Tagesgeschäfts. Mit ihm*ihr kannst du Karrierefragen und Probleme besprechen.

  • Wie komme ich in den Kontakt mit den Assistenzärzt*innen, die bereits in der Klinik arbeiten?

    Am einfachsten ist es, direkt während der Wahlstudienjahrsstelle mit den Assistenzärzt*innen in Kontakt zu kommen. Ansonsten kannst du bei der Bewerbung fragen, ob ein Schnuppertag oder ein Klinik-Rundgang mit einem*r Assistenzärzt*in möglich ist. In den vsao Sektionen des jeweiligen Kantons kannst du als Gast an einer Vorstandssitzung teilnehmen und so im Berufsverband aktive Ärzte und Ärztinnen kennenlernen.

  • Wie erkenne ich, ob die Arbeitsbedingungen gut sind?

    Frag die angestellten Ärzte und Ärztinnen direkt. Sind sie grundsätzlich zufrieden? Was funktioniert gut? Was weniger? Wie weit im Voraus wird die Dienstplanung gemacht? Wie viele Überstunden haben die Kolleg*innen? Wie ist die Überzeitregelung? Wird zeitlich am Limit geplant? Wie viele Weiterbildungstage werden gewährt und können diese auch tatsächlich bezogen werden?

    Ein Schnuppertag kann dir einen guten Einblick geben.

  • Wie gestalte ich die Zusammenarbeit mit der Pflege?

    Betrachte die Pflege immer als Partner und behandle sie entsprechend. Ihr seid ein Team und sitzt im gleichen Boot. Erfahrene Pflegende können eine grosse Hilfe sein. Kommuniziere auf Augenhöhe und lass dich nicht auf hierarchisches Geplänkel ein. Sei offen für Fragen und nimm dir Zeit für Antworten. Versuche sowohl mit den Patient*innen als auch mit der Pflege empathisch zu sein. Gib Fehler, Unsicherheiten und Schwächen lieber zu, als sie zu überspielen.

  • Was muss ich beim FMH Logbuch beachten?

    Lege dein Logbuch bereits bei Arbeitsbeginn an! Es lohnt sich das Logbuch regelmässig zu bearbeiten und es so aktuell zu halten. Lege deine Zeugnisse an und trage deine CEX und DOPS ein. Erfasse deine Weiterbildungen und Zertifikate, sowie auch deine Publikationen und Prüfungen. Damit sparst du dir später eine Menge an Arbeit. Es lohnt sich auch alle Weiterbildungszertifikate und Prüfungsbestätigungen einzuscannen und elektronisch abzulegen. Das erleichtert dir am Ende der Weiterbildung das Einreichen deines Facharzttitels.

  • Welches sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit im Spital?

    Vergleich Arbeitsgesetz/GAV (hier könnte man verschiedene Links einfügen…)

  • Gibt es die Möglichkeit im Spital über Schwierigkeiten bei der Arbeit und mentale Gesundheit zu sprechen?

    In manchen Spitälern gibt es solche Anlaufstellen, aber längst nicht überall. Du findest diese normalerweise im jeweiligen Intranet. Ansonsten kannst du auch beim personalärztlichen Dienst oder HR nachfragen. Bei der FMH gibt es die Anlaufstelle ReMed, an die du dich wenden kannst.

Work-Life Balance

  • Wie kann ich abschätzen, was eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit ist?

    Das ist sehr persönlich und musst du für dich selbst im Laufe der Zeit herausfinden. Wichtig ist es, dass du dir eingestehst, wenn es zu viel wird. Nimm dir deine Freiheiten und schaffe dir Freiräume. Gib deine Hobbies auf keinen Fall auf, versuche trotz der Arbeit Beziehungen und Freundschaften weiterhin zu pflegen und dich nicht durch die Arbeit auffressen zu lassen. Im Spital kann man immer noch mehr machen und so richtig abgeschlossen fühlt es sich selten an. Entsprechend musst du lernen dich abzugrenzen und es auch mal gut sein zu lassen.

  • Ist es möglich, während der Assistenzzeit nicht 100% zu arbeiten?

    Ja, das ist möglich. Als Berufsanfänger*in an der ersten Stelle ist es oft etwas schwieriger, aber es lohnt sich zu fragen. Manchmal ist auch eine Vereinbarung möglich, dass in der Probezeit 100% gearbeitet wird und danach das Pensum reduziert werden kann. Als unerfahrene*r Assistenzärtz*iin empfiehlt es sich grundsätzlich nicht weniger als 60% zu arbeiten, weil es sonst schwierig ist Fuss zu fassen und weil Pensen unter 50% ohnehin nicht an die Weiterbildung zum Facharzttitel angerechnet werden.